Das Wappen des Hochmeisters Hermann von Salza (Repro. D. Deubner)








Ist der Hochmeister des Deutschen Ordens Hermann von Salza ein Langensalzaer?


Ausgewählte Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - Teil XXVII/1+2

Seit Jahren gibt es über die Herkunft des Hochmeisters des Deutschen Ordens Hermann von Salza unterschiedliche Angaben, die aber zumeist mit dem Fazit enden: aus Thüringen, wohl aus Langensalza / Salzaha / Salza.

Im Artikel über Hermann von Salza in Wikipedia.org steht seit einiger Zeit "Möglicherweise um 1162 geboren, entstammte Hermann einem Ministerialen-Geschlecht, welches vermutlich in Langensalza in Thüringen beheimatet war (Verschiedene Historiker prüften seine Herkunft, jedoch fehlt der schlüssige Beweis, so dass auch eine Abstammung von den Ministerialen von Salza bei Nordhausen möglich ist).

In dem im Jahre 1738 erschienenen Buch "Alt = Mittel = und Neue Historie von Thüringen" des Chronisten Johann Heinrich von Falckenstein gibt es ein Kapitel über die Familie und Herrschaft derer von Saltza. J. H. von Falckenstein bezieht diese Herrschaft auf Langensalza.

"§ XV. Von der Familie und Herrschafft dieses Nahmens Saltza.

Die heutiges Tages in Thüringen gar wohl bekannte Stadt Langensaltza, war in denen ältesten Zeiten ein nahmhaffter Flecke, gehörete dem ohnweit davon gelegenen Closter Homburg zu, und ward durch dessen Vögte versehen und besorget. Gleichwie nun dieses Closter von dem heiligen Bonifacio gestiftet worden, also befand sich zu denen Zeiten Caroli M. ein Voigt in Saltza, der diesen Flecken erblich an sich gebracht, dessen Nachkommen sich Herren oder auch Freyherren von Salza geschrieben. (a) In dem Buddäischen Historischen Lexico findet man von dieser Familie folgendes angemerckt: "Saltza, eine uralte Adeliche Familie, welche "ehemahls die Stadt Langensaltza in Thüringen besessen, und davon den Nah- men führet. Sie hat sich auch in Sachsen, Böhmen, Schlesien, Lausitz, Polen und Preussen ausgebreitet"… ..." Ein ander Geschlecht sind die Edelleute bey Nordhausen. (c) … Von dem Wappen fähret Andreas Toppius als Author der gedachten geschriebenen Langensaltzischen Chronic also fort und schreibet: "Das Wappen der Freiherren zu Saltza, ist ein ,, weisses Widder=Horn im rothen Felde, und auf dem Helm ein Pfauen=Schwantz. … … Der erste, dessen mit grossen Ruhm und Ehre von dieser Familie gedacht wird, ist Hermann von Salza, der Anno 1210 zum Hochmeister des Teutschen Ritter-Ordens verordnet und erwählet worden. Von ihm schreibet vorgedachter venator an dem angezogenen Orte, ... also: Er war ein Gottesfürchtiger, wohlberedter, demütiger, kluger, vorsichtiger, und in allen seinen Thun und Lassen glorwürdiger Held. … § 15. a) Merian führet in Topographia axonia superioris, pag. 154. aus dem Dressero an, daß dieser Ort, da dieser noch ein Dorff gewesen, des Closters Homburg ihren Voigten, wegen ihres Fleisses sey geschen- ket worden, daher man sie Herren von Saltza genennet habe. … b) … c) Heinricus Eckstorm Chron. Walckenredens. p. 57. & 58."

Diese Darstellung stimmt mit den Angaben in Johann Heinrich Zedlers "Grosses vollständiges Universallexion aller Wissenschaften und Künste" Band 33 aus dem Jahr 1742 überein. Beide erklären die Verbindung derer von Salza mit der Stadt Langensalza. Das angegebene Wappen findet sich zusammen mit dem Ordenskreuz auf Hermann von Salzas Hochmeisterwappen. Diese Abbildung. findet sich bei Hans-Georg Boehm in "Hochmeisterwappen des Deutschen Orden 1198 - 1618.) Das weisse Widder-Horn auf rotem Grund ist auch auf der Kassettendecke in der Marktkirche von Bad Langensalza zu finden. Interessant ist auch, dass bei der Nennung der Edelleute von Salza bei Nordhausen kein Zusammenhang mit Hermann von Salza zu erkennen ist. Im "Zedler" steht dazu: "Salza, Saltza, ein Dorf und Vorwerck an der Salze, unweit Nordhausen, bey welchem ein Alabaster = oder Marmel = Bruch seyn soll. Abels Preußische Geographie, I Theil pag. 348." Mit keinem Wort wird ein Adelsfamilie von Salza erwähnt.

Ein weiteres Indiz zur Zugehörigkeit Hermann von Salza zu Langensalza gibt uns Simon Grunau in seiner "Preußischen Chronik" aus dem 16. Jahrhundert. Ich gebe sie in der Veröffentlichung Willy Cohns "Hermann von Salza" wieder: "Am Ende der Ordenszeit in Ostpreußen hat der Dominikanermönch Simon Grunau aus Tolkemit eine "Preußische Chronik" geschrieben, deren tendenziöse Einstellungen und zahllosen Irrtümer seit langem bekannt sind. … Er schildert den Hochmeister folgendermaßen:

§ I. Vom erwelen des virden homeisters und seim regiment.

Im iar 1210 am pfingstabendt quomen alle bruder des ordens, dy do sollten sein, ken Ackir, und doselbst im capitel ist erwelt worden eintrechtiglich der wolweise man, der des ordens senescallus war, zcu eym generalmeister der bruder Deutsches hausses des ordens sancte Marie des spitals von Jerusalem erkoren nach des ordens satzung und beworung bruder Hermannus II von der Saltza, der geburt ein edelmann aus Meissen und er regirte 10 iar mit vielen betrübnis. ..."

Dass der Chronist angibt, dass Hermann von Salza in Meissen geboren worden ist, liegt daran, dass es ab dem 14. Jahrhundert kein Thüringen gab. Der letzte Landgraf von Thüringen war gleichzeitig Markgraf von Meißen. Nach dem Tod Heinrich Raspes 1246 fiel Thüringen mit Langensalza im 14. Jahrhundert an die Markgrafschaft Meissen, dem späteren Herzogtum Sachsen. Außerdem war Nordhausen seit dem 13. Jahrhundert Freie Reichsstadt und gehörte seit dem Jahr 1500 dem Niedersächsischen Reichskreis an. Das spricht alles gegen die Möglichkeit, dass Hermann von Salza aus dem Dorf Salza bei Nordhausen stammt. Denn auch in Nordhausen ist von einer Einvernahme Hermanns kaum etwas zu erkennen, auch nicht im Internet. Zu Simon Grunau, der von 1470 bis 1531 lebte, ist noch zu bemerken, er war ein geborener Pruzze und entschiedener Gegner des Deutschen Ordens, wie man im gerade ausgelieferten Band 63 (2009) der "Zeitschrift für Thüringische Geschichte" in dem Beitrag von Balázs J. Nemes über "Jutta von Sangerhausen" lesen kann. Und gerade deshalb bin ich der Ansicht, dass er in der Darstellung des Hochmeisters Hermann von Salza durchaus objektiv war, was auch für den Termin der Hochmeisterwahl gilt. Es ist die einzige mir bekannte Zeitangabe dieses Ereignisses am Pfingstabend 1210, die auch nachvollziehbar ist, da am 3. Juni 1210 der Vorgänger Hermanns verstorben war und Pfingsten 1210 am 6. Juni gefeiert wurde.

Da jetzt endlich eine Gedenktafel in Bad Langensalza an Hermann von Salza erinnert, sollte es für uns alle klar sein, dass der Hochmeister des Deutschen Ordens in Salza dem heutigen Bad Langensalza geboren worden ist.

Dieter Deubner

Bad Langensalza 15. Oktober 2009


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